NO!art + Über uns + Navi + Manipulation + Mail + Reload INDEX
Boris Lurie  <<<  >>>
Boris Lurie Ausstellung suchen

KEINE KOMPROMISSE! | Die Kunst des BORIS LURIE
JÜDISCHES MUSEUM Berlin | 10969 Berlin | Lindenstraße 9-14
26. Februar bis 31. Juli 2016
Info + Katalog + Programm + BLAF-Rede + BLAF-Staff
Kommentare + Ansichten + Film + Presse

Boris Lurie: Ausstellungsplakat
Ausstellungsplakat

Das Jüdische Museum Berlin widmet Boris Lurie und seiner radikalen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem 20. Jahrhundert eine große Retrospektive. Lurie forderte von der Kunst und dem Kunsthandel politische Relevanz ein. Mit seinen viel diskutierten und umstrittenen Arbeiten klagt er eine Gesellschaft an, die der Auseinandersetzung mit Menschheitsverbrechen aus dem Weg zu gehen schien, indem sie ihre Zeugnisse zwischen Werbung und Alltagsbanalitäten verpackte.

Luries Collagen konfrontieren den Betrachter mit dieser fragwürdigen Rezeption der Schoa und provozieren »Entsetzen und Faszination« (Volkhard Knigge). Denn Lurie verbindet den Ekel gegen eine Menschheit, die zu millionenfacher Vertreibung und Massenmord fähig war, mit dem Abscheu vor einem selbstgefälligen Kunstbetrieb, der mehr am finanziellen Gewinn als an der künstlerischen Aussage interessiert ist. Seine Zeichnungen schlagen hingegen einen anderen Ton an. Mit ihnen schuf der Künstler in der »War Series« von 1946 eine erste Bestandsaufnahme seiner eigenen Erfahrung von Verfolgung und Lagerhaft während der NS-Herrschaft. Mit seiner »Dance Hall Series« aus den 1950er- und 60er-Jahren wiederum entwarf er poetische Bilder seiner Zeit.

PlakatwerbungPlakatwerbung
Plakate in der Öffentlichkeit

return to top

VERANSTALTUNGSPROGRAMM

ACHTUNG:
Für die jeweilige Veranstaltung ist eine Anmeldung per Mail, Fax oder Telefon erforderlich | Eintritt frei

Über die Kunst des Boris Lurie
Filmpremiere am 21. März 2016 um 19 Uhr
Rudij Bergmann, bekannt durch zahlreiche ARTE-Filme über Künstler von Max Beckmann bis Neo Rauch, hat einen sehr persönlichen Film über Boris Lurie geschaffen, der acht Jahre nach Luries Tod Premiere feiert.
ORT: W. Michael Blumenthal Akademie, Saal | Lindenstr. 9-14 | 10969 Berlin

Der Holocaust und das Problem der visuellen Repräsentation
Vortrag von Peter Weibel am 30. Mai 2016 um 19:30 Uhr
Der Künstler, Ausstellungskurator und Leiter des ZKM in Karlsruhe Peter Weibel spricht über Boris Luries ästhetisches Programm, die zentralen Verfehlungen des zwanzigsten Jahrhunderts visuell erfahrbar zu machen.
ORT: Jüdisches Museum | Altbau 2. OG, Großer Saal | Lindenstr. 9-14 | 10969 Berlin

Shoah & Pin-ups: Der NO!-Artist Boris Lurie
Montagskino mit anschließendem Gespräch am 6. Juni 2016
Der Dokumentarfilm erzählt von Boris Luries Tabubrüchen und geht in einer filmischen Spurensuche der Frage nach, was den Künstler daran hinderte, angenehmere Bilder zu schaffen.
ORT: Jüdisches Museum | Altbau 2. OG, Großer Saal | Lindenstr. 9-14 | 10969 Berlin

Annäherungen an Boris Lurie: NO!art und die Verweigerung des Kunstmarkts
Podiumsdiskussion am 13. Juni 2016 um 19:30 Uhr
In einer Diskussion mit unserer Sammlungsleiterin Inka Bertz, dem Kurator Wulf Herzogenrath und weiteren Gästen fragt Julia Voss (FAZ) nach der Beschaffenheit von Luries Radikalität und ihrer Bedeutung für die Gegenwartskunst.
ORT: Jüdisches Museum | Altbau 2. OG, Großer Saal | Lindenstr. 9-14 | 10969 Berlin | Eintritt frei

A Quiet Place in the Country
Montagskino am 4. Juli 2016 um 19:30 Uhr
Regie: Elio Petri, I/F 1968, 102 Min., Englisch mit deutschen Untertiteln. Halb Schauerstück, halb Sozialgroteske – der Film hält einer in Selbstreferenzialität erstarrten Kunstwelt und einem dumpfen Bürgertum den Zerrspiegel vor. 1969 wurde er auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.
ORT: Jüdisches Museum | Altbau EG, Auditorium | Lindenstr. 9-14 | 10969 Berlin | Eintritt frei

The Grey Zone
Montagskino am 11. Juli 2016 um 19:30 Uhr
Regie: Tim Blake Nelson, USA 2001, 108 Min., Englisch mit deutschen Untertiteln. Angesichts des sicheren Todes in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau planen Häftlinge unter größter Geheimhaltung einen bewaffneten Aufstand. Das Drama zählte zu Luries Lieblingsfilmen.
ORT: Jüdisches Museum | Altbau EG, Auditorium | Lindenstr. 9-14 | 10969 Berlin

return to top

KATALOG

KatalogBegleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Abbildungen der ausgestellten Werke sowie sechs Essays von Eiko Grimberg, Volkhard Knigge, Gertrud Koch, Matthias Reichelt, Tal Sterngast, Mirjam Wenzel und einem Grußwort von Cilly Kugelmann.
Keine Kompromisse! Die Kunst des Boris Lurie

x176 Seiten mit über 200 durchgehend farbigen Abbildungen | Klappenbroschur | Kerber Verlag Bielefeld/Berlin
ISBN 978-3-7356-0195-7 | 29,- Euro (Museumspreis)
36,- Euro (Buchhandelspreis)
 
 
 

return to top

ERÖFFNUNGSREDE VON ANTHONY WILLIAMS

Weiterführend dazu ein wunderbarer Brief des hier redenden Rechtsanwaltes Anthony Williams
zur Politik der Boris Lurie Art Foundation!

return to top

BLAF-ARBEITSGRUPPE FÜR DIE AUSSTELLUNG

HINWEIS:
Alle haben Boris Lurie nie persönlich gekannt
und sind bezahlte Agenten von Gertrude Stein.

Anthony WilliamsBLAF-Board-Vorstand: ANTHONY WILLIAMS: As a senior partner in DLA Piper's Corporate and Securities group in New York, Mr. Williams works on commercial transactions, including mergers and acquisitions, private equity investments and financings for American, European and Asian clients. He brings to his practice extensive international experience in financial management, investments, accounting and business development. Current directorships include AXA Art Insurance, Inc.; Intelligent Engineering, Ltd. (Advisory Board); Mannheim Media LLC; Plymouth Holdings Limited, a British Virgin Islands investment company; R&W Holdings, LLC; Cooper River Partners, LLC . . .
 

Igor SatanovskyBLAF-Koordinator für die Kunst: IGOR SATANOVSKY is a bilingual Russian-American poet, translator, visual artist, and an award-winning book designer. Born 1969 in Kiev, moved to the United States in 1989, received his BFA in art studio from Brooklyn College in 1994. He is an author of one poetry collection in English, and several poetry collections in Russian. In his work, Satanovsky combines the innovative spirit of Russian Avant-Garde with the cutting edge American poetics.
 

Prof. Dr. Wolfgang LeidholdBLAF-Koordinator für Deutschland: Prof. Dr. WOLFGANG LEIDHOLD (* 12. Dezember 1950 in Dortmund) ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Philosoph und Künstler. Leidhold studierte Sozialwissenschaften, Philosophie und Ostasienwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Nach dem Magister mit einer Arbeit über René Descartes (unveröffentlicht) und Studien an der Stanford-University, CA, promovierte er 1982 mit einer Schrift über ‚Ethik und Politik bei Francis Hutcheson’. Während der 1980er Jahre richteten sich seine Forschungen auf die internationalen Beziehungen, besonders in Kooperation mit der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Es folgten zahlreiche Forschungsaufenthalte in den USA, u. a. an der Georgetown University und an der University of Hawaii sowie in Neuseeland, Australien und im Südpazifik. Die Habilitation für das Fach Politische Wissenschaft erfolgte 1989 mit einer Arbeit zum Thema "Sicherheitspolitische Probleme der Pazifischen Inselregion" (1991).

return to top

KOMMENTARE

Dietmar Kirves | Berlin 25. Februar 2016: Ich las in der Ausstellung ein bemerkenswertes Boris Lurie Zitat über dem "NO"-Bild an der Wand: "Whole system quite correctly not taken seriously any longer. Art system only dollar system. Nothing wrong with dollars. Dollars alone unfortunately don't make art. Art really exists, no kidding. Despite misapplied Duchamp's ideas. Despite artmarket. Despite educators and speculators". [Übersetzung: Das ganze System kann man zu Recht nicht mehr länger ernst nehmen, denn das ganze Kunstsystem ist nur ein Dollarbefriedigungssystem. Nichts gegen Dollars. Jedoch Dollars alleine schaffen unglücklicherweise noch keine Kunst. Scherz beiseite: Kunst ist wirkliches Dasein, ohne falsche Duchampesken, ohne Kunstmarkt und ohne Professoren und Spekulanten. Siehe Fluchwerke 1972-73]

Dietmar Kirves as visitor
Dietmar Kirves in der Ausstellung | Foto: Klaus Fabricius, Stuttgart

Wenn die Boris Lurie Art Foundation kein Dollar System ist, warum fördert sie dann nicht radikale Künstler im Sinne von Boris Lurie Vermächtnis? Wie kann man mit 100 Millionen Dollars radikale Künstler entdecken zur Finanzierung derselben für die zu fördernde NO!art? Rechtsanwalt und Board-Mitglied Anthony Williams macht in seiner Eröffnungsrede Angebote dazu für radikale Künstler. Wer ist der Kurator? Wer entscheidet, was radikal ist?

Und übrigens bewegt sich wieder alles hier auf der Holocaust-Schiene, was gar nicht Boris' Intention für Ausstellungen war. Er hat es überlebt - was schrecklich genug war -, jedoch war sein Streben in seiner künstlerischen Arbeit, möglichst viele Künstler für die NO!art-Bewegung zu involvieren, um gegen den manipulierten Mainstream in der Kunstszene zu kämpfen, besonders gegen die Pop art.

NO!art artist today

Keiner der BLAF-Agenten hat mit Boris jemals eine persönliche Bekanntschaft geschweige denn eine Freundschaft gepflegt. Sie sind alle im Sinne von Gertrude Stein installiert worden, um die NO!art zu zerstören. So wird Kunstgeschichte mit Millionen Dollars manipuliert, wenn der Künstler gestorben ist, und sogar noch mit Rechtsanwälten, Unwissenden und Professoren.

+ + + + + + + + + +

KLAUS FABRICIUS | Stuttgart | 14. März 2016: Boris Lurie als Ankläger von Rassismus, Sexismus und Konsumkultur schuf Arbeiten, die gleichermaßen Entsetzen wie Faszination hervorrufen. Beginnend mit den Zeichnungen seiner Erinnerungen, die Lurie in der „War Serie, 1946“ zum Ausdruck brachte, wird in der Ausstellung im Block quasi eine Fensterfassade gebildet mit Ansichten auf sein Innerstes, aber in so manchem Blatt ausdrucksstarke Wirkung erzielend. Es fällt bei der Betrachtung  gleich auf, ohne auf die anderen Bilder im Einzelnen zu achten, dass die Wände der verschiedenen Ausstellungsräume farblich entweder in orange, schwarz oder weiß gefasst sind. Sie geben den Bildern und Zeichnungen in ihrer frei konzeptionell angenehmen Hängung Intimität, Zusammenhalt und eine beunruhigende Atmosphäre. Und die ist angebracht! Sobald nämlich der Besucher, von Neugier gepackt, sich auf die Kunst von Lurie einlässt und erkennt, was im ersten Augenblick zur Betrachtung kommt, muss er in Schockstarre verharren und oder in schieres Entsetzen verfallen. Denn was da von Lurie collagiert, gemalt und übermalt auf Papier und Leinwand gezeigt wird, handelt von der Selbsterfahrung des überlebten Grauens.

Dieser Museumsbesuch hat es in sich. Unerträglich zu Anfang, auch für den, der denkt und sich sicher glaubt, dieses Leichenbündel in Flatrate oft genug in den Medien gesehen zu haben, um davon unberührt zu sein. Das Warum ist begründet in der Papiercollage von 1963 „Railroad to America“. Hier streckt uns, knietief in gestapelten, knochigen Leichenteilen in einem Eisenbahntransportwagon stehend, eine junge Frau ihren nackten Hintern lasziv und provokant entgegen. Die nackten Brüste, die wir nicht sehen können, sind dem Leichenberg zugewandt. Das ist ungeheuerlich verstörend. Dieses Blatt greift ein Motiv auf, dass Lurie 1961 ohne Weiblichkeit mit „Flat Car Assemblage 1945 by Adolf Hitler“ betitelte. Die Frau und ihre sexuelle Potenz bleibt in seinem Oeuvre Bildgegenstand, lässt ihn nie mehr los und findet in den 1960er Jahren mit den riesigen „Pinups“ aus zusammengeklebten, illustrierten Fotos immer wieder auf die Leinwand. Andere Themen in Serie sind die „Love Series“ oder „Flags“. Koffer, Messer und Äxte sind Skulpturen, die in einem rücklinks bespiegelten Raum arrangiert sind.

Bis zum Ende der 1960er Jahre überschreibt Lurie seine Werke häufig illustrativ mit Parolen oder benutzt oftmals die Worte „God“, „Piss“ undhäufiger auch „NO“. Das NO wird NO! und dann ein NO!art. Letzteres ist eine Kunstrichtung, in der ihre Begründer, nämlich Boris Lurie,  Sam Goodman und Stanley Fischer, ihre Ansichten verifizierten. Als Gruppe organisierten sie anfangs Ausstellungen in der March Gallery in Downtown New York, aus denen dann die NO!art-Bewegung entstand. Sie kämpften gegen abstrakten Expressionismus und Pop Art und nutzten ihr Werk, um Faschismus, Rassismus und Imperialismus in der Politik zu attackieren.

„Der Preis für die Kollaboration in der Kunst ist – wie in den Konzentrationslagern –, dass man im Exkrement erstickt. Nicht durch Nachgeben, Distanz, Kalt-Bleiben, Passivität oder durch Langweile entsteht große Kunst – was immer uns die Zyniker erzählen –, sondern die geheimnisvolle Zutat ist etwas, was man schwer erlernen kann, nämlich Mut.“ (Boris Lurie)

Seine Arbeiten aus den 50er Jahren haben eine Kraft und Qualität, die an Francis Bacon denken lassen. Hier ist „Dismembered Woman: The Stripper“ besonders zu erwähnen. Und „Now, No More“ von 1962 nimmt die zeitgenössische Malerei eines Jean-Michel Basquiat vorweg. Ein Videoraum mit Filmen zu und Statements von Boris Lurie bringen den Künstler und dessen Leben im Verweilen näher. Dass es Lurie möglich war, nie vom Kunstverkauf leben zu müssen, gab ihm die nötigen Freiheiten, das zu tun, was er in der Kunst bedingungslos als oberstes Gebot ansah: „Keine Kompromisse!

Was bleibt… ist die Detonation von Kunst einer so beispiellosen, kraftstrotzenden und subtilen Art. Und ein liebevoll entrückter Augenblick, der im „Portrait of my mother before shooting“ denjenigen aus der Ausstellung entlässt, der im Rückwärts gewandeten Blick fähig ist, das Grauen und das Gute zu reflektieren.

Eintritt in die Ausstellung erhält nur derjenige, der vorab die Sicherheitskontrolle am Eingang des Jüdischen Museums ohne Alarm passieren konnte.

+ + + + + + + + + +

GIACOMO MAIRHOFER | Berlin | 16. März 2016: Problematisch ist die Kooperation mit der „Boris Lurie Art Foundation“ mit Sitz in New York und ihrem Alleinvertretungsanspruch für die „NO!art“-Kunst. Lurie, der sich bis auf wenige Ausnahmen weigerte, seine Kunst zu verkaufen, und mit Pennystocks und Immobiliengeschäften ein Vermögen von über 80 Millionen Dollar anhäufte, hatte in seinem Testament verfügt, dass dieses Geld nach seinem Tod für eine Stiftung eingesetzt werden sollte, um die „NO!art“ in die Welt zu tragen.

Doch die „Boris Lurie Art Foundation“ hat den Begriff als Handelsmarke eintragen lassen und geht gegen andere „NO!art"-Künstler und Freunde von Lurie vor, unter anderem gegen Dietmar Kirves, der im Internet eine umfangreiche Enzyklopädie der Gruppe betreibt und davon berichtet, dass die Stiftung ihm vorwerfe, ihr geistiges Eigentum zu verletzen und ihm mit einer Klage drohe.

Die Berliner Retrospektive ist der Beginn einer Offensive, Ausgangspunkt einer weltweiten Ausstellungstournee. Luries Bilder steigen im Wert. Dietmar Kirves wirft der Stiftung vor, die Förderung von Nachwuchskünstlern, die der „NO!art“ nahestehen, wie von Lurie ausdrücklich gefordert, kaum zu betreiben. Gefragt nach den aktuellen Stipendiaten, konnte Vorstandsmitglied Anthony Williams bei der Pressekonferenz zur Ausstellung, keine Namen nennen.

+ + + + + + + + + +

AMIKAM GOLDMAN | Tel Aviv | March 20, 2016: I'm furious with this person and this speech. those liars stole Boris.

+ + + + + + + + + +

MISHA MAGAZINNIK | New York | March 21, 2016: well, sadly, it's a common story . . .

return to top

AUSSTELLUNGSRUNDGANG

Die folgende Bildergalerie gibt einen Überblick
über die Ausstellungsräume sowie
die verschiedenen Werkgruppen Boris Luries,
die die Retrospektive zeigt.
Quelle: http://www.jmberlin.de/main/EN/01-Exhibitions/02-
Special-Exhibitions/2016/boris-lurie.php

Ausstellungsansicht
Blick in den ersten Ausstellungsraum mit Werken der »Dance Hall Series«,
der »Saturation paintings« sowie der »Love Series«.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Ausstellungsansicht
Die Ausstellung zeigt auch verschiedene Skulpturen Luries, z.B. aus der »Axt Series«.
Bereits 1964 hatte er in der »NO!Sculpture Show« Shit-Skulpturen ausgestellt,
um dem New Yorker Kunstbetrieb zu zeigen, was er von ihm hielt.
Seine Serie »Knives in Cement« aus den frühen 70er-Jahren nahm
mit der Unbeweglichkeit und Unbrauchbarkeit der Macheten Bezug
auf das Ende aller revolutionären Impulse in Kuba.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Ausstellungsansicht
Im Medienraum, der Boris Luries Atelier imitiert, werden fünf Dokumentarfilme
über seine Persönlichkeit und Arbeitsweise gezeigt.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Ausstellungsansicht
Blick in Ausstellungsraum, der Luries Familie und seiner »War Series« gewidmet ist.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Ausstellungsansicht
Blick in den Ausstellungsraum mit Werken der »No«- und der »Pin-up«-Serie.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Boris Lurie: Portrait Of My Mother Before Shooting, 1947
»Portrait Of My Mother Before Shooting«, 1947.
Lurie gelang es, während seiner vierjährigen Lagerhaft
eine Mappe mit Familienfotos zu retten, die er aus der
verlassenen Rigaer Wohnung mitgenommen hatte.
Zwischen Papieren, Zeitungsausschnitten und
Zetteln hing an den Wänden seines New Yorker
Ateliers dieses Porträt seiner Mutter, das kurz
nach Luries Ankunft in New York
aus der Erinnerung entstand.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Zeichnungen, 1946
Nach seiner Ankunft in New York im Juni 1946 begann Lurie mit einer Serie von Zeichnungen,
Tuschearbeiten und kleinen Aquarellen, auf denen der 22-Jährige die Erinnerungen an
seine Odyssee durch Ghettos, Arbeits- und Konzentrationslager
sowie die Zeit nach seiner unmittelbaren Befreiung festhielt.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Back From Work – Prison Entrance, 1946-47
Dieses 1946/47 entstandene Gemälde mit dem Titel »Back From Work – Prison Entrance«
gehört zu den zahlreichen Arbeiten, in denen Lurie seine Lagererfahrungen künstlerisch
bearbeitete. Zu den »Saturation Paintings« zählte Lurie auch die Kollagen aus den
1960er Jahren, in denen er historische Fotografien mit Pin-ups konfrontiert.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: A Jew is dead, 1964
»A Jew is dead«, 1964. Ende der 50er-Jahre stand Lurie kurz davor, New York den Rücken
zu kehren, um sich in Italien oder Frankreich niederzulassen. Nach Beendigung einer
zehnjährigen Beziehung hielt ihn nichts mehr in einem Land, dessen Gesellschaft
und Politik er immer abgeneigter gegenüberstand. Seine Wort-Bild-Collagen
der Serie »Adieu Amerique« ziehen Bilanz.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Large Pinup no.4, 1960–70
»Large Pinup #4«, 1960–70. Luries Atelier war raumgreifend mit Zeitungsausrissen
halbnackter Frauen behängt. Er behauptete, seine Pin-up-Serie habe damit begonnen,
dass versehentlich Schnipsel auf eine Leinwand herunterfielen. 1975 schrieb er
in einem Essay über »die Kultur, deren Wahrheit sich in der Pornographie
ausdrückte: Hart, hässlich, schmutzig, ekelhaft.«
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Suitcase, 1964
»Suitcase«, 1964. Davidsterne sind im Werk Luries ein stets wiederkehrendes Element,
das in allen möglichen Formen auftaucht: in Beton gegossen, auf die Leinwand geritzt
oder gemalt, aufgeklebt, genäht und in die Bildfläche gebrannt.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Altered Portraits, Henry Cabot Lodge, 1963
Für die 1963 entstandene Serie »Altered Portraits« benutzte Lurie ein Wahlplakat des
Politikers Henry Cabot Lodge, der als Botschafter in Vietnam in ein CIA-Komplott
gegen den Präsidenten der Republik Vietnam, Jean-Baptiste Ngô Đình Diệm,
verwickelt war. Lurie brandmarkt hier die Indifferenz
und Charakterlosigkeit moderner Politiker.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Dismembered Stripper, 1956
»Dismembered Stripper«, 1956. Die obsessive Beschäftigung mit dem weiblichen Körper
zieht sich durch das gesamte künstlerische Schaffen von Boris Lurie. Die überwiegend
in den 50er-Jahren entstandenen »Dismembered Women« bezeichnet Lurie als seine
»Reaktion auf New York und auf Amerika. Fette und zerstückelte Weiber.
Fett und doch zerstückelt. All das nach dem Hunger und Krieg in Europa.«
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Hard Writings SLAVE, 1972
Dieses Werk von 1972 gehört zur Serie »Hard Writings«, die zwischen Ende der 60er- und Anfang
der 70er-Jahre entstand. Über historische Fotografien, Bilder aus der zeitgenössischen
Berichterstattung oder aus Männermagazinen malte Lurie Worte, die
verschiedene Bedeutungsmöglichkeiten aufrufen.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: Love Series: Bound On Red Background, 1962
»Love Series: Bound On Red Background«, 1962. In dieser Bildserie setzt sich Lurie mit
körperlichem Zwang, Unterwerfung und Folter sowie der Verknüpfung von Voyeurismus
und Kommerzialisierung von Erotik auseinander.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

Boris Lurie: No (Red and Black), 1963
»No (Red and Black)«, 1963. Gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden Sam Goodman und
Stanley Fisher gründete Boris Lurie im Jahre 1959 die NO!art-Bewegung. Das NO! wurde
Anfang der 60er-Jahre ein dominierendes Motiv in Luries künstlerischem Werk.
Boris Lurie Art Foundation, New York, USA

return to top

FILM VON RUDIJ BERGMANN: BORIS LURIE & ICH

PLOT : Als ich den Künstler Boris Lurie im Zwielicht eines Hausflurs in der 66. Straße, East, in New York erstmals sah, da war sie greifbar nahe, seine Sehnsucht nach Europa. Und als wir die Atelier-Wohnung betraten - diese atemberaubende Collage der Erinnerung - da war mir klar: Lurie hatte die Konzentrationslager, die er gemeinsam mit seinem Vater überlebte, mental niemals ganz verlassen. Das war im Oktober 1996. Es war der Beginn einer langen Freundschaft, an deren Anfang ein Film stand. Der Fluxus- und Happening-Künstler Wolf Vostell hatte mich in seiner bekannten Eindringlichkeit auf Luries verstörende Bildwerke aufmerksam gemacht: KZ-Häftlinge, Gespenstergestatten zwischen Lebenshoffnung und Gebrochenheit; umzingelt von Pin-up-Girls in eindeutigen Posen. Keine pornografische Laune des Künstlers, sondern Konzept, um den Zusammenhang zwischen Sex und Macht, Reichtum und Korruption aufzudecken. Boris Lurie hatte die Schönen und die Nackten, die Vergasten und die Entkommenen zu seinem, wenn auch nicht zum einzigen, künstlerischen Thema gemacht. Stets jonglierend auf des Messers Schneide im Minenfeld zwischen voyeuristischer Lust und purem Entsetzen. In Kunst und Leben hat er weder vor dem einen noch vor dem anderen kapituliert.

Dank der Boris Lurie Art Foundation und deren Direktorin Gertrude Stein - Boris' Galeristin und seine engste Vertraute - kann ich, zwanzig Jahre nach dem in Manhattan gedrehten Short-Movie, nun meinen fast einstündigen Film THE ART OF BORIS LURIE präsentieren. Einen Film, der zwar in Korrespondenz zur Retrospektive im Jüdischen Museum Berlin (JMB) 2016 steht, der aber geprägt ist von meinen zahlreichen Begegnungen mit Boris Lurie und seiner Kunst.

Meine Gesprächspartner im Film sind Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des JMB, sowie Helmuth F. Braun, Kurator der Lurie-Ausstellung im JMB; Peter Weibel, Direktor des ZKM-Karlsruhe, Künstler und bekennender Boris-Lurie-Fan; der New Yorker Restaurator und Künstler Ron Morosan; der amerikanische Avantgarde-Filmer und Lurie-Freund Aldo Tam-bellini. Und natürlich Gertrude Stein und Boris Lurie...

Mein Film versteht sich als Dialog zwischen allen Beteiligten: Den Lebenden wie den Toten. Und in diesem Prozess der Rede und Widersprüche konnte und wollte ich nicht der Versuchung widerstehen, mir Luries Werk auch jenseits gängiger Interpretationen zu deuten. Bin ich doch der Überzeugung, dass nicht zuletzt riskante Ansichten und Meinungen den Diskurs über Kunst und Künstler vorantreiben.

Ich habe mich auf die Kunst des Künstlers konzentriert. Ist doch seine Kunst für mich der eigentliche Schlüssel zum Leben von Boris Lurie: 1924 in Leningrad geboren. 2008 in New York City gestorben. In Israel begraben.

Über RUDIJ BERGMANN: Der Muse(e)nfreund. Hektisch ist er nicht, der 1943 im Rheinland geborene Filmemacher und Kunstliebhaber Rudij Bergmann, wie man es von einem echten Fernsehmann erwartet hätte. Und er hat so viel zu erzählen, dass es schwierig ist, in seinen umtriebigen Gedankenfluß ein wenig Stringenz zu bringen. Über seine Jugend und Schulzeit schweigt sich der Autor beeindruckender Künstlerdokus zunächst aus. Erst nach Abschluss der Schule scheint es interessant geworden zu sein. Denn Bergmann wollte Schriftsteller werden, und veröffentlichte Gedichtbände. Seine eigentliche Liebe aber galt damals der Politik. Sein Engagement war so stark, dass er selber es als sein „ alter ego“ bezeichnet und das auch der Grund ist, warum er aus der Heimat später in den Südwesten zog. Und er vertrieb er sich die Zeit als Weltenbummler und Bohemien in Köln. „Ich wollte immer Dichter sein“, erklärt Bergmann, daher verkehrte er vorzugsweise in Künstlerkreisen, war aber zwischendurch auch einmal für drei Tage Filialleiter eines Feinkostgeschäftes. Sogar in dunklen rauchigen Jazzkellern spielte er Freejazz auf seinem Saxophon, - „ich führe noch immer ein ZickZackleben“. Durch sein Elternhaus erfuhr er eine gewisse politische Vorbildung, die das Kind Rudij Bergmann durch das Studium der Stücke Camus erweiterte. Die Bühne hat ihn weitergebildet. | INFO: http://kulturportal-rn.de/seite/rudij-bergmann/

KOMMENTAR: Leider erwähnt hier Rudij Bergmann nicht, wie und durch wen er überhaupt wirklich auf Boris Lurie gekommen ist, vergisst also vollkommen seine Hinweisgeber und gibt vor, durch Wolf Vostell auf Boris Lurie aufmerksam gemacht worden zu sein. Somit prahlt er hier mit seinen angeblichen egoistischen Künstlerbekanntschaften. Er kümmert sich auch nicht um eine investigative Kunstrecherche für seine Berichte. Somit trägt er dazu bei, Gertrudes eigenartige Boris Beurteilungen zu dokumentieren und zu verherrlichen. Es lebe die Manipulation der Kunst gegen Bezahlung. [Dietmar Kirves]

nach oben 
line
© https://borislurie.no-art.info/ausstellungen/2016_berlin_lurie-kompromisse.html