[11. Januar 1996]
Die liebe Schlanke Deiner Seele
haut
rettungslos
haut zu
zu sich
mit Säuglings
Margareten
Marmeladen-Strähne.
[22. Januar 1996]
Luft der Regung, in der Ferne
hebt die Waldeslaube
in Nachmittags-Sterne.
und das Bett des Wahnenschlafes
dringt mitunter
aus dem Wolkenkratzer —
Schlafens
Schlagens
in die Heiterkeit zurück.
[Februar 1996]
In hemmungslosen Stanzas
das Blut im Herzen pumpt
und Kunst und alles andere
ist doch sehr gut
obwohl die Vögel, Mücken,
die nicht stechen können
zum Lebenskreislauf Hitlerlebens
fressen.
Ich lass mich darum nicht
dem alten Schlächter widersetzen.
[20. Februar 1996]
Zum
Durchzukratzen.
Zum
Umzutasten.
All meine Kinder
Fetzen zum Lachen.
Liederkranz
ausgemacht.
Anschlagbrief
wird angelacht
Hintergrund
eingesetzt.
Heldenfiguren
im Vordergrund.
unmöglich
auszumachen.
[22. Februar 1996]
Wenn man noch nicht so alt ist
da steckt noch deiner Mutters Liebe
an die Insektenflügel,
so dass das Fliegen
nicht so wahres-häftig dann erscheint.
[23. Februar 1996]
KAUFT man sich
mit Yeltzin-Rubeln
Prostitutensterne
aus dem Freiheitshimmel,
schmeichelnd ihrer nackten Jungfrauhüften
mit dem übersatten krummen Schwanz —
vorbei —
weinend um die alten Veteranenmütter,
der Skelette hängend mit gegerbter Haut —
Lenin Heiligkreuz,
im zahnlos Gorbachovschem Maul,
bittend ob das Trinkgeld ihrer Töchter
drin ins Russland-Loch der Schufte —
Nur das Beten und das Betteln fällt da
in die Kremlin-Urne rein.
[März 1996]
Das ganze Leben
so wie in einem schlechten Traum
zu "Cancellation"
zu schmerzlos wegzufegen
Die Kunstessegen
das Grossgefecht
Grosslügen
nimmer zu belegen
Die Babyscheissen
die mit Todgefahr am Durchlaufsband
auf Körper zielen, explodieren,
nicht wahrnehmen
dann, anfänglich, mit blauen Augen
wie ein scheisslos´ Kind
nur immerdann das Gute
was auch existiert!
zu sehen
und schliesslich dann zu sagen
ich konnte nichts verstehen mit Verstand
alsdass die Uhr verhurt
nach rückwärts geht!
[15. März 1996]
Der Liebe gibt es vieler Arten,
die eine ist
man hungrig ist
Das Raubtier muss
nach Blut angreifen:
Beschuldige das Univers.
Doch strebt Er, grössenwahnsinnig, vielleicht
in den Gottesmachen-Wolken.
[Mai 1996]
Wo sollen wir die Ängste
füllen
wenn Mutterknochen so
zersplittert sind
[3. Mai 1996]
Worte aus dem Dunkel heben
Totes zu beleben
Sprachen des Vergessens,
mit Schock und Schokolade zu verkleben.
Taufmutter, vom kurzen Leben langweilig,
für uns´re Erben zu bestehlen
Es gibt nur Sinn,
im Kampfe um die Heldenstadt Madrid
im Jahre Neunzehnhundertsechsundneunzig.
Zieht rote anti-Todes Fahnen zweimal hoch!
[3. Mai 1996]
Doch: wir müssen Stützen straucheln
krückenlaufen
Krücken stauchen
dann mitnoch munter, die Luft saufen:
Pfützen auszuhauchen.
[13. Mai 1996]
Das Wahrgeschick
Die Entenherden lenken
Der Rauch von dem Rumbula Wäldchen
weltweit die Welt ist rundherum
und wer will wissen wovon vielen
versteckten ritualen Flämmchen
spielt sonnbefleckt auf dem/was war/New York/das Wändchen
[15. Mai 1996]
Das Stauen
stosst mit stählern abgesägten Zähnen
Und Flüsse
fliessen, wie immer rückwärts, in die Seen
Sehnsucht
In Ingroland
ein Partisanen-Teddybär
der fleht:
Komm doch nach Haus
zurück
zum Spiel
Gelobtes Land.
[Juni 1996]
RAKETENFLÜGE, INS ALL TAL
ZU GOTT, ZUM HEIL
DIE STERNE, IHRER KRANKHEITEN ZU UNTERSUCHEN
— VON DIESER ERD´ ENTSCHLÜPFEN
IN JEDER KARRE KAU´RT
ZU-TOD GEQUÄLTES DORA-WESEN,
ENTWISCHT DEN SCHLÄGEN
— OHNE MERKMAL
Memorial
UND DIE RAKETEN DORA WERNHERR BRAUN
AUFTAKT! — WIE LAUT MIT RAUCH UND FEUER
SCHREI´N
INS HÖHLENGRÜNE KAZET HEIM
— NICHT RÜCKZUKEHREN
[Juni 1996]
Es gibt nirgendwohin zu gehen
nirgendwohin zu fahren
Ein neuer Ort! : heilt der Idiot
Man kann nur fallen oder steigen
Kein Immigranten-Brei: Die Steine bauen
Kein Immigranten-Brei, sich zu versteinern
[Juni 1996]
Zittern immer, sind doch da
die Stellen.
[2. Juni 1996]
Die Energie kommt schon zurück,
woher kommt sie? aus parfümierten Vitaminen
und scheinbar steht es fest geschrieben:
das Unterhauchen fördert die Genien.
Der Stiftungsstab des Weiblich-Frühen
regt sich hinauf
auf Geburtsstufen
und stechend Peinliches beinah vergeht . . . —
im Grafengarten Forst, es fühlt sich rote Kirschen
— im schmausen Apfelkuchen.
Heil, sanft-geleerte so gelehrte Brust.
[8. Juni 1996]
3 Rosen schmecken den Altar
und was dabei zu machen ist
Wir alle Glaubens, sind durchaus erschrocken
Die Vierte legt sich galant
trügerischer Erdenweise:
Sie wollte nicht mitmachen, in der verrochen
und verruchten Sache.
[12. Juni 1996]
Es flüstert schlimme Sachen,
weiss-rosa und halb-schlafend.
Befehle, so das Leben zu zer-heilen,
Morse-Moses telegrafisch.
Die Sonne hinter Greuel Wolkenblei
bricht durch
gelblich
gelb-atmend.
Pastell-impressionistisch
Grünbänder-Schiesskommando-sanft
die Unser-Aller-Mutter, schwirrt,
des bräunlich kackisch speckig Ländchens
Farbenquatsch —
ins bleiche Sauerschmand
dem farbenfreien Immer, weghinzu.
Und das ist alles, von den schlechten Lagen,
allein für dieses Heute.
Der Koffer klappt nun zu — Verschlossen.
Hat keinen Boden.
Nur heimtückischen Haken.
[12. Juni 1996]
Die Heimat ist dort, wo nichts ist:
Im Stratojet, kurzweilig,
kurzweilig auf die Schnelligkeit
allein des Weglaufens, dann sicher angewiesen
Und, in der Wüste,
da hält´s man aus viel länger,
wenn man sich von der Sonne,
im Schatten eines Selber, zu verstecken weiss
und nur sich selber, nasse Wahrheit, trinkt.
[15. Juni 1996]
Der Jude zahlt gut
fürs hitlerianisch´ Sauerkraut.
Legt darzu mit, Tomatensosse
Totensosse
ins Du — mein Liebchen —
natürlich bist Du eine Jüdin?
[17. Juni 1996]
DIE FRAUEN
plumpe, fette,
rauchen
Zigaretten, Auschwitz-Flammen, Nagasaki-Flammen —
ein jeder ihrer robust nackten Akte, in den Asch-Teer
einbefangen —
dann werden sie noch tanzen . . .
plaudernd, sauend, klatschend,
unbefohlen!
bald werden sie zu Opfern werden
Alles
wird ihnen dann, ihr Tratschen, Krähen, Schwatzen dann
verziehen!
Ich — Beschauer —
werd für meine Nur-Gedanken
zum Mörder, zur Schuld, Schuldenträger
selbst von rechtvoll angewiesen:
Bis der heilige Tobacco aller Welten
in das Gold von unmachbaren Werken
aus verbrannten Körpern meines starren Körpers
Asche wird.
Bis dahin am Leben bist,
du feiger SS-Künstler, musst du schwitzen,
um die Luxus-Schädel-Mausoleum-Herrschaftswände
für die Ausgesuchten neuen US-SD Menschlein
mit dem Pinup-Dekor zu beschmutzen.
[20. Juni 1996]
Oh wie sich wie einstmals
die Sterne
in Tomaten-Sossen-losem
Spaghetti-Wirrwar
um bessere Positionen, sich wühlten
Die Strebsamkeit
der funkel-alten
Universums-Produktionen
wie irre Ameisen
in Strähnen von den
totenweiss-Spaghettis
ungebuttert
sich zum Ausgang beben!
Der Tore
gibt es schon den schweifen Huldigungen,
doch wie sie dann, im schwitzend kehrend Topf
und ohne glitschriger, vergossener
Rot-Bluten-Sossen
den Sternensplittern
wie zu finden.
[22. Juli 1996]
Den Bauch verlieren
Bilanzen komputieren
Den Därme-Austausch
zu um-spülen
Den Proletarier-Söhnen
mit blutend roter Korke
Einbürgerung
verbieten.
[22. November 1996]
Wir gehen Frauen jagen.
Der Tiger gibt es nicht mehr, in meinem Atelier
die sind so mild geworden, eingeschlafen,
zwischen meinen Meisterwerken:
Doch traue ich mir nicht zu ihnen,
und den Meisterwerken, nahzukommen
ohne das Geschoss
(und habe keins)
(... die Tiere, es sind doch solche schöne, wilde Schaffung)
Drum geh ich mit den Jungens oder besser noch allein
nicht weinend doch gemein, ich bin ja bei Recht Mann
die Frauen, zu Trophäen — und nur dazu, zu jagen.
Und warum Frauen, unnutzbar, zu jagen?
Weil mich doch meine Mutter in die Welt gesetzt hat.
Fast ausschliesslich aus diesem Grunde nur
und weil die Welt ist so wie
— sie´s geschafft, sie ist.
[29. November 1996]
Die meine Göttin
mit den grossen Brüsten
mit der festen Fotze
ist verschwunden.
Die alte Götzin
mit den schlammen schönen
Henkers Titten,
mit dem hasse-ruchten
Absatz, steif im Maul
verschmähter Hitler-Küsse:
ist verschwunden.
Die stolze Hure,
mit den frauenhüftig frauenhäftling
Slavenhüften Sklavenhüften
mit milch-vollen gebig Brüsten,
mit den ehren-kühlen Augen,
kühnen Stichen, in mich bohrend,
ist in sagenhafter Negev-Wüste
auch verschwunden,
auch verschwunden worden.
Es kauzt nur
von Höhen dreister Wolkenkratzer-Pyramiden
ganz gemein enthüllter Lüster:
Schmähe uns!
Die Angriffsfrau
der besetzten Philistiner Küsten —
die beim ersten Knall
von der verdrosselten Pistole
in der Uniformenhose
in das Kinderhemd der kleinen Wünsche
seufzend, sich verbirgt,
unter der nahrungswerten Mutter-Pisse.
Mutter! was hast Du
in Deiner massengräbner
hacke-knöchlein Güte
deinem winzig Männchen, doch geschafft!
Wach auf! aus zimbambum kambum New York:
Wer braucht sie alle schon? Die bösen Hexen,
die aggressiven Damen der Geschäfte?
Und die Verschollen und die Verschwunden Worden
(— und deshalb, die Treuen?)
Ich habe doch die Krokodile
am Mexiko Lagune Boden,
die sich um garnichts freuen,
noch sich in ihrem Schlaf am Meeresboden —
wie mir´s befohlen!
mit Eigengift betreuen.
Wir sind ein reiches Land, mit vielen schwarzen Negern
Weiss-heissen Weibchen-Krokodilen
schnarchend
"Fress dich auf", in süssem Schlaf
an ihren steilen Wolkenkratzer
Klagewänden.
[14. Dezember 1996]
Mein lieber D.!
Du bist ein gutes Bübchen
Du kriegst ein gutes Hotelzimmer
im Vorder-Himmel
Erziehungs-Fräuleins-fraulich-Pflegen
mit Verpflegung
Wohin, nachher?
Starr Unkraut vergeht nicht.

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